Mit dem Rad durch die Ardennen.
Eine Fahrt, wie wir sie schon lange nicht mehr hatten: Wir packten unsere Fahrräder auf einen Anhänger und machten uns auf nach Frankreich, in das Gebiet zwischen Mosel und Maas. In der heute idyllisch aussehenden Landschaft suchten wir uns einen schönen Rastplatz, von dem wir am nächsten Morgen mit den Fahrrädern aufbrachen.
Doch nur wenige Minuten entfernt holte uns bereits die grausige Vergangenheit der Gegend ein. Wir fanden ein Gefallenendenkmal mit zahlreichen Totenkreuzen von einem französischen Regiment.
Danach sausten wir den Berg hinunter und fuhren weiter im Tal. Allerdings war es auch dort nicht ganz flach, sondern eher hügelig. Einige von uns konnten dabei lernen, wie man den Schwung, den man beim Bergabfahren gewinnt, geschickt nutzen kann, um dann leichter den nächsten Hügel hochzukommen. So fuhren wir durch einige schöne lothringische Dörfer und an einigen Höfen vorbei, bis es dann bergauf ging zu unserem ersten Etappenziel, dem Fort Vaux auf den Höhen im Schlachtfeld von Verdun.
Wir nahmen uns einige Zeit, um dieses Zeugnis der deutschen und französischen Geschichte genauer zu betrachten. Auf der Decke der Festung, die aus einigen Metern starkem Bunkerbeton gebaut war, sahen wir die extremen Granateinschläge, denen die deutschen und französischen Soldaten im Ersten Weltkrieg ausgesetzt waren - das Fort wechselte mehrfach die Seiten. Die Ausstellung in den Bunkergängen zeigte uns dann, wie die Besatzung extremen Bedingungen trotzte: Essen wurde knapp, selbst das Schreiben von Briefen war zeitweise nicht mehr möglich, da die wenigen Brieftauben für militärische Nachrichten gebraucht wurden. Ebenso sahen wir die Reste der Schützengräben im Wald um die Festung und konnten uns wahrscheinlich dennoch nur wenig ausmalen, wie das Leben darin gewesen sein muss.
Irgendwie muss es den Wäldern um Verdun eigen sein, dass man Nachschubprobleme hat. Unsere Baguette-Vorräte hatten wir nämlich bereits zum Frühstück verzehrt, und so mussten wir mit den Resten an Salami und Käse durchhalten, bis wir wieder eine Einkaufmöglichkeit in Verdun erreichten. Wir wollen jedoch nicht behaupten, dass wir uns damit vorstellen können, wie die Soldaten beider Seiten 1916 da oben hungern und dürsten mussten.
Allerdings wollten wir, wenn wir schon oben waren, auf dem Berg auch noch die Festung Douaumont erkunden. Wir fuhren auf den etwa 6 Kilometer entfernten Hügel und besichtigten Museum und Festung. Erst dann konnten wir sinnvoll ins Maastal hinunterfahren. Wir hatten eine steile Abfahrt vor uns, die Belohnung für die vielen Anstiege am Morgen. Und unten erreichten wir dann die Stadt Verdun, wo wir uns mit Essen versorgen konnten.
Da die Zeit schon fortgeschritten war, verzichteten wir auf eine ausgiebige Besichtigung Verduns und fuhren stattdessen die Maas flussaufwärts entlang. Kurz vor dem Schlussanstieg wieder zu unserem Lager zurück ging dann auch noch eines der Fahrräder kaputt, doch wie bei uns üblich halfen wir einander aus und erreichten so schließlich alle, platt von der rund 85 Kilometer langen Tagestour, den Platz. Dort kochten wir dann unser wohlverdientes Abendessen und waren beinahe schon zu müde, um es noch zu essen.
Am Tag darauf machten wir auf dem Weg zurück noch Halt in einem weiteren für die deutsch-französische Geschichte wichtigen Ort: Gravelotte. Hier und in den umliegenden Dörfern tobte vor gut 150 Jahren 1870 eine Schlacht, die dem Krieg zwischen Deutschland und Frankreich eine entscheidende Wendung geben sollte. Im dortigen Museum erfuhren wir von den Ereignissen des Krieges selbst und der Zeit Elsass-Lothringens als deutsches Reichsland. Auch dort sind etliche Deutsche und Franzosen liegen geblieben, und ihnen zu Ehren besuchten wir noch eines der Gefallenendenkmäler dort.
Danach vesperten wir zu Mittag an einem Badesee, den einige noch zur Erfrischung nutzten. Dann traten wir den Heimweg an. Wir freuen uns schon auf die nächste solche Fahrt.
Was uns eindrücklich geblieben ist: Die Region zwischen Maas und Mosel mahnt uns, die Verständigung zwischen den Völkern zu suchen. Nicht umsonst gilt heute Verdun als "Stadt des Friedens". Wir wollen als Pfadfinder mit unseren weltweit lebenden Pfadfinderbrüdern und -schwestern diesen Frieden nach Kräften fördern.